Landschaft
"Der erste Eindruck dieser Landschaft, von wo man sie betrete, ist ein strenger. Sie lehnt alle Träumereien ab, auch die historischen. Sie ist trocken, karg, ausdrucksvoll und befremdend wie ein furchtbar abgemagertes Gesicht: aber darüber ist ein Licht, dessengleichen das Auge nie zuvor erblickt hat und in dem es sich beseligt, als erwache es heute erst zum Sinn des Sehens. Dieses Licht ist unsäglich scharf und unsäglich mild zugleich. Es bringt die feinste Einzelheit mit einer Deutlichkeit heran, einer sanften Deutlichkeit, die einem das Herz höher schlagen macht, und es umgibt das Nächste - ich kann es nur paradox sagen - mit einer verklärenden Verschleierung. Es ist mit nichts zu vergleichen als mit Geist. In einem wunderbaren Intellekt müßten die Dinge so daliegen, so wach und so besänftigt, so gesondert und so verbunden - wodurch verbunden? nicht durch Stimmung, nichts ist hier ferner als dies schwimmende, sinnlich-seelische Traumelement - nein: durch den Geist selbst. Dies Licht ist kühn und es ist jung. Es ist das bis in den Kern der Seele dringende Sinnbild der Jugend."
Hugo von Hofmannsthal, Griechenland
in: Erzählungen Erfundene Gespräche und Briefe Reisen, 630f.



 

zwischen Loutro und Agia Roumeli


© 2023 Manfred Köhler / Inge Wuthe
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